Marc Weßeling
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  • Stellungnahme zum Flyer der Stadtwerke über den ÖPNV in Sprakel

Der neue Flyer der Stadtwerke soll den Bürgern in Sprakel zeigen, dass es ausreichend Verbindungen aus Sprakel im öffentlichen Personennahverkehr gäbe. Dies wird bereits in der Aufbereitung und besonders der Zusammenfassung der Daten klar. Allerdings wird besonders in den Zusammenfassungen schon Einiges beschönigt und insgesamt ignoriert, wie die tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort im Zusammenhang mit der Nutzung der aufgeführten Angebote aussehen.

Zuerst einmal fahren die Züge nicht ganztägig im 30-Minuten-Takt. Das wird zwar in der Zusammenfassung des Flyers und auch im 3. Nahverkehrsplan und Schriftsätzen der Verwaltung immer wieder behauptet, es ist aber schlicht so nicht richtig. Dies gilt nur frühmorgens vier Stunden und nachmittags vier Stunden. Und am Wochenende fährt der halbstündige Zug überhaupt nicht.

Neben der Unzuverlässigkeit der Eurobahn mit Verspätungen und Zugausfällen ohne Information der Fahrgäste kommt noch hinzu, dass der Bahnhof Sprakel überhaupt nicht barrierefrei ist. Der Bahnsteig ist zu niedrig, weshalb Menschen mit Rollator den Zug höchstens nutzen können, wenn zufällig nette Mitreisende da sind, die den Rollator in den Zuge heben. In einem Stadtteil, in dem immer mehr altengerechte Wohnungen entstehen, ist dies ein wichtiger Punkt. Menschen im Rollstuhl kommen wegen der Bahnsteighöhe überhaupt nicht in den Zug, weil die Eurobahn in den Zügen keine zugelassenen Rampen für einen so niedrigen Bahnsteig hat.
Dann gibt es noch den Rückweg auf diesem Bahnhof, wenn Menschen den Zug aus Richtung Münster nutzen. Der Zug muss aus rechtlichen gründen bis zum Signal am nördlichen Ende des Bahnsteigs fahren und dort halten. Der Ausgang für die Meisten liegt allerdings im südlichen Bereich. Das heißt erst einmal einen recht langen Fußmarsch auf dem Bahnsteig, der vor einer langen, steilen Treppe endet. Dies bedeutet dann, dass Menschen mit Rollator einen weiten Umweg in Kauf nehmen müssen, um dieser Treppe auszuweichen. Von der Beleuchtung der Wege und des mangelnden Rückschnitts des Grüns, das auf den Weg hineinwächst ganz zu schweigen.
Die Nutzung der Regionalbahn für Menschen mit Behinderung und Senioren ist somit absolut unzumutbar. Dazu hat sich übrigens die entsprechende Kommission in Münster auch schon eindeutig geäußert.

In der Zusammenfassung des Flyers wird auch pauschal wieder festgestellt, dass die Linie 9 morgen und nachmittags bis Sprakel durchfährt. So pauschal klingt das natürlich erst einmal gut. Nur wenn man sich mit den Details befasst, wird es weniger gut. „Morgens“ heißt vor 08:41 Uhr zwei Stunden und „nachmittags“ heißt, dass 13 Wochen in diesem Jahr – nämlich in den Schulferien – die Linie 9 in Sprakel gerade einmal zwei Stunden vor 16:41 Uhr fährt. Und in den restlichen Wochen dreieinhalb Stunden bis dahin. In der restlichen Zeit gibt es nur eine stündliche Verbindung nach Kinderhaus. Das sorgt gerade bei Arztbesuchen von Senioren für lange Wartezeiten in Kinderhaus. Außerdem fährt die Linie 9 an den Wochenenden überhaupt nicht nach Sprakel.

Dann wird aufgeführt, dass es ja sogar vier Linien gibt, in die man in Kinderhaus umsteigen kann, um in die Innenstadt zu kommen. Selbst wenn es dort 20 Linien gäbe, das bringt den Fahrgästen aus Sprakel gar nichts, solange man dann nur einmal pro Stunde von Sprakel nach Kinderhaus kommt.

Zusätzlich wird im Flyer und auch früher schon immer auf die Linie R51 verwiesen. Diese hält an zwei stellen an der Umgehungsstraße. Abgesehen von den häufigen Verspätungen der Linie – auch bis zu 20 Minuten – die dem Umstand des langen Fahrtweges im Umland geschuldet sind, rühmen sich die Stadtwerke im 3. Nahverkehrsplan damit, dass es fast überall einen Einzugsradius zur nächstgelegenen Haltestelle von 300m als Qualitätsbeweis gibt.
Und dies ist laut eigener Aussage der Stadtwerke „ein Qualitätsmerkmal, das vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zunehmend an Bedeutung gewinnt“.
Aber dies gilt eben nur fast überall. Nur Sprakel und Gelmer werden davon ausgenommen. Und die beiden Haltestellen der R51 liegen allein schon von der Haltestelle Sprakel Mitte über 600m entfernt. Vom dritten Bauabschnitt der „nördlichen Landwehr“, der gerade in Angriff genommen wird, sogar fast anderthalb Kilometer Fußweg – abgesehen davon, dass man zur Haltestelle „Sprakel Nord“ auch noch eine steile Treppe hochklettern muss.

Und es gibt ja noch nachts den Taxibus. Die Regelung ist extrem schlecht, weswegen es bereits letztes Jahr eine Anregeung an den Rat gab:
„Die Taxibuslinie T81 soll von Sprakel nach Kinderhaus wie folgt geändert werden:
Der T81 soll aus Sprakel nicht mehr zum Schulzentrum Kinderhaus sondern zum Idenbrockplatz fahren. Zusätzlich soll die Abfahrtszeit rund 15 Minuten später eingerichtet werden.“
Aktuell sehen die Stadtwerke vor, dass aus Sprakel der Taxibus zum Schulzentrum Kinderhaus fährt. Dort sollen die Fahrgäste dann in die Linie N81 einsteigen und bis zum Feldstiegenkamp fahren. Dort sollen die Fahrgäste aussteigen, zur Haltestelle auf der anderen Straßenseite wechseln und 20 Minuten warten, bis die N81 von der Brüningheide wieder eintrifft. Dann können die Fahrgäste in die Innenstadt fahren. Die Gesamtfahrtzeit von Sprakel in die Innenstadt beträgt auf diesem Wege aktuell über 70 Minuten.
Diese Regelung ist absolut kundenunfreundlich und führt aktuell garantiert dazu, dass diese Verbindung fast nie genutzt wird. Es gibt keinen rationalen Grund für einen 20-minütigen Aufenthalt in Kinderhaus.
Mit der o.g. neuen Regelung könnten Fahrgäste aus Sprakel ohne lange Zwischenaufhalte die Nachtbuslinie nutzen.
Daran hat sich bis heute noch nichts geändert.
Und dass in der Gegenrichtung trotz rechtzeitiger Bestellung des Taxibus Menschen regelmäßig Samstags am Schulzentrum Kinderhaus sehr lange oder sogar vergeblich auf den Taxibus warten, kommt immer noch vor.

Und dann gibt es den Einsatz eines Mini-Busses an den Wochenenden und Feiertagen. Dieser ist regelmäßig Samstags mit Menschen, Kinderwagen und Einkäufen überfüllt. Auch das ist bis heute mindestens für den Samstag nicht geändert worden, obwohl auch dies hinlänglich bekannt ist.

Insgesamt ist die Behauptung, es gäbe gute und vor allem einer Großstadt angemessene Verbindungen im Stadtteil, ein Schlag ins Gesicht der Sprakeler. Eine einer Großstadt angemessene Grundversorgung an ÖPNV ist in Sprakel nicht gegeben.

In den nächsten sieben Jahren wird in Sprakel ein Bevölkerungszuwachs von rund 2000 neuen Bürgern erwartet. Ob Sprakel als Wohnort für neue Bürger attraktiv ist, wird aber auch von der Infrastruktur entschieden. Unter den aktuellen Bedingungen ziehen es viele Menschen gar nicht erst in Betracht nach Sprakel zu ziehen.

Außerdem werden immer die Fahrgastzahlen als einzige Bewertungsgrundlage genannt. Ein unattraktives Angebot wird auch in Zukunft nicht genutzt werden. Wenn man in der heutigen Situation in Münster die Menschen überzeugen will, auf das Auto zu verzichten und den ÖPNV zu nutzen muss man erst ein attraktives Angebot schaffen.

Schlussendlich bleibt nur zu hoffen, dass sich im Rat der Stadt Münster die Bereitschaft zu einem Kompromiss findet. Eine Linie 9 pro Stunde, die im 30-minütigen Abstand zur 19 in den übrigen Stunden aus Sprakel abfährt, wäre schon ein Kompromiss, der den Sprakeler Bürgern eine große Erleichterung bringen und dem Stadtteil zusätzliche Attraktivität verleihen würde.

 
Vom 29.05.2018 | Aktualisiert am 12.09.2019
Permalink: https://www.marc-wesseling.de/?p=62
Kategorien: Allgemein, Meine BV-Arbeit
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